Die Stühle reichten kaum aus: Mehr als 240 Naturfreunde liessen sich in Altstätten und Buchs von Roman Willis faszinierenden Bildern begeistern. Der Tierfotograf und -filmer nahm sein Publikum mit auf eine visuelle Naturentdeckungsreise – für das, was oft unbemerkt bleibt, aber dennoch faszinierend und wertvoll ist.
Makroaufnahmen, die Staunen lassen
Schon die ersten Bilder sorgten für begeisterte Gesichter. Spektakuläre Makroaufnahmen brachten winzige Insekten ganz gross heraus: schillernde Sechsfleck-Widderchen, leuchtende Holzbienen oder Zwergharzbienen, die sich zum Schlafen an Pflanzen festkrallen. Besonders fasziniert ist der 32-jährige Luzerner auch von Spinnen. Wespenspinnen, Kreuzspinnen oder Springspinnen füllten die Leinwand in atemberaubender Schärfe. Die Bilder enthüllten Strukturen und Farben, die dem blossen Auge sonst verborgen bleiben, und liessen selbst erfahrene Naturbeobachter staunen. Auch der Humor kam nicht zu kurz: Als Willi Nahaufnahmen von einer Mücke und einer Zecke zeigte, die ihn gestochen hatten, ging ein Lachen durch den Saal – so ruhig kriegt man die Insekten sonst schliesslich kaum aufs Bild.
Verblüffende Verhaltensweisen
Der Abend war nicht nur ein visueller Genuss, sondern auch gespickt mit allerlei Artenkenntnis. Willi erzählte, wie Wolfsspinnen die 100 geschlüpften Jungtiere auf dem Rücken herumtragen. Er zeigte eine Krabbenspinne, die ihre Farbe der Umgebung anpassen kann, und einen winzigen Pseudoskorpion, der sich von fliegenden Insekten durch die Luft transportieren lässt. Neben den kleinen Krabblern fanden auch grössere Tiere ihren Platz: Zwischen Lichtkegeln und Stadtdämmerung erschienen Fuchs, Dachs, Igel, Marder, Kröte, Barrenringelnatter und sogar ein seltener orangefarbener Albino-Kammmolch. Filmmaterial über ein Biberpärchen in der Stadt Luzern und seine Kurzfilme über die Schornsteinwespe und die Amphibienwanderung sorgten ebenfalls für viel Begeisterung.
Wie entstehen die Bilder?
Willi gewährte auch Einblicke in seinen Arbeitsalltag. Er zeigte, wie er seine Fotofallen aufstellt und gleich selbst testet, sich im Wald tarnt und stundenlang auf den richtigen Moment wartet. Besonders wies er auf den Ratgeber der Vogelwarte zum verantwortungsvollen Beobachten und Fotografieren von Wildtieren und Vögeln hin. Auf die Frage, wie er die langen Wartezeiten überbrücke, antwortete er schmunzelnd: da sei er schon oft am Handy.
Die Wildnis beginnt im Garten
Sein Vortrag trug den Titel „Verborgene Tierwelt in unserer Nachbarschaft“ und zeigte: Wer genau hinschaut, entdeckt winzige Wunder und grosse Geschichten – auch direkt vor der Haustüre. Willi war schon als Kind von Tieren fasziniert und heute macht er ihre Stimmen mit seiner Kamera hörbar. Nach seinem Studium in Multimedia Production setzte er alles auf eine Karte und dies erfolgreich: Er reist als Fotograf und Filmer um die Welt und wurde bereits mehrfach international ausgezeichnet. Mittlerweile hat er auch eine eigene Filmproduktionsfirma «WildReach Productions». Mit seiner Arbeit möchte er Menschen motivieren sich ebenfalls für die Natur einzusetzen, zum Beispiel zuhause im Garten.
Gemeinsam für mehr Artenvielfalt
Organisiert wurden die beiden Abende von Pro Riet in Zusammenarbeit mit der Stadt Altstätten und der Stadt Buchs sowie dem Natur- und Vogelschutzverein Buchs-Werdenberg. Die Vorträge sind Teil des Projekts zur Förderung der Biodiversität im Rheintaler Siedlungsraum von Pro Riet und der Vogelwarte Sempach. Finanziell unterstützt wird dieses vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen, vom Fonds Landschaft Schweiz und von der GRAVAG Energie AG.


